Streuobstinitiative Chiemgau informiert sich über „Schlaraffenburger“
Bad Endorf-Hirnsberg (ig). Im Herbst vergangenen Jahres hatte sich die Streuobstinitiative Chiemgau gegründet, um sich für den Erhalt der die Kulturlandschaft der Region prägenden Obstanger einzusetzen. Die Mitglieder der Streuobstinitiative gehen davon aus, dass der wichtigste Baustein auf dem Weg dorthin die Verbesserung der Nutzung der Früchte ist. Daher holte sich der Vorstand der „Streuobstinitiative Chiemgau“ nun Informationen bei Alexander Vorbeck, dem Geschäftsführer der „Schlaraffenburger Streuobstagentur“, der seit über 10 Jahren das Streuobst-Projekt in Aschaffenburg betreut. Alexander Vorbeck erläuterte den Aktiven der „Streuobstinitiative Chiemgau“ und interessierten Keltereibesitzern die besondere Organisationsstruktur des Aschaffenburger Projektes. Entstanden ist es nämlich als Gemeinschaftsprojekt des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), der Stadt und des Landkreises Aschaffenburg und der Stadt Alzenau, wie im Chiemgau mit dem Ziel, die ökologisch wertvollen Streuobstwiesen für künftige Generationen zu erhalten. Der aus dem Projekt entstehende wirtschaftliche Geschäftsbetrieb wurde 2007 in die „Schlaraffenburger Streuobstagentur“ ausgelagert und wird seitdem von Alexander Vorbeck selbständig abgewickelt. Er schließt die Verträge mit den teilnehmenden Obstwiesenbesitzern – derzeit 152 mit 9225 Apfelbäumen, organisiert die Bio-Zertifizierung und kümmert sich um weitere Tätigkeitsfelder wie z.B. den Obstbaumschnitt. Die Keltereien der Region übernehmen die Annahme des Obstes, die Verarbeitung und den Vertrieb der Schlaraffenburger Produkte. Im letzten Jahr wurden 405 Tonnen Äpfel geliefert und verarbeitet.
„Wir haben – auch durch Befragung unserer Kunden – erkannt, dass Regionalität das wichtigste Kriterium für einen guten Absatz unseres Hauptproduktes Apfelsaft ist“, erklärte Alexander Vorbeck. Für die Käufer zumindest stehe das Siegel „Bio“ erst an zweiter Stelle für ihre Entscheidung zugunsten des „Schlaraffenburgers“. „Das muss man bei der Vermarktung immer im Blick haben.“ Deswegen sei es auch besonders wichtig, bei der Markenentwicklung mit den Keltereien vor Ort zusammenzuarbeiten. Eine Konkurrenzsituation müsse auf jeden Fall vermieden werden. „Bei uns haben alle einen Vorteil davon, dass es die Marke Schlaraffenburger gibt“, so das Fazit Vorbecks.
Noch etwas war Alexander Vorbeck sehr wichtig: „Unsere Streuobstbestände sind relativ alt, es gibt zu wenig junge Obstbäume. Daher legen wir großes Augenmerk auf die Nachpflanzungen.“
Das hohe touristische Potential im Chiemgau biete für regionale Produkte besonders gute Chancen, betonte die Vorsitzende der der „Streuobstinitiative Chiemgau“, die Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl aus dem Landkreis Traunstein; als Streuobstinitiative müsse man die unbedingt nutzen. „Wir sollten den Organisationsprozess für eine Chiemgauer Marke von Streuobstprodukten so schnell wie möglich starten, denn der ‚Schlaraffenburger‘ zeigt uns, dass es ein längerer Prozess werden wird, bei dem wir auch professionelle Hilfe benötigen.“ Sehr erfreut war Gisela Sengl über das Interesse der durch Gegor Greimel und Josef Pölz vertretenen Keltereien an stärkerer Nutzung einheimischen Obstes.
Dass man sich gewissermaßen vor der Haustür des zweiten Vorsitzenden der Streuobstinitiative Josef Stein in Hirnsberg oberhalb des Simssees traf, hatte den großen Vorteil, dass man gleich hautnah die Bedeutung der dorfnahen Obstanger für Orts- und Landschaftsbild erleben konnte. Zum Abschluss des Gedankenaustauschs über die Vermarktung von Streuobst spürten das die Teilnehmer bei einem Rundgang durch das beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ prämiierte Hirnsberg.
Mit freundlicher Genehmigung von Inge Graichen