Bei meinem Besuch der Biofach am Donnerstag in Nürnberg sprach ich mit zahlreichen regionale Produzenten und Akteuren der Bio-Branche. Mein Fazit: Die Branche boomt nach wie vor – und bietet damit, gerade für die noch kleinstrukturierten bayerischen Bauern, eine Riesenchance! Nutzen wir sie!
Großes Thema war bei allen die auseinandergehende Schere zwischen Angebot und Nachfrage in der Bio-Landwirtschaft. Wir haben jährliche Absatz-Steigerungen von rund 5 Prozent, können aber nur etwa die Hälfte davon zusätzlich erzeugen. Die Schere zwischen heimischen und importierten Produkten klafft immer mehr auseinander. Im Bereich der Bioprodukte schaffen wir es derzeit nicht, den eigenen Markt zu versorgen – Deutschland ist also auf dem besten Weg zum Import-Weltmeister im Biobereich!
Die neuen Öko-Fördersätze des bayerischen Landwirtschaftsministers Brunner begrüße ich natürlich. Angesichts der Knappheit an Rohstoffen ist die Förderung aber noch nicht ausreichend; ebensowenig das vorhandene Anreizsystem für den Umstieg auf Bio-Produktion. Wir brauchen Ausbildungs- und Schulungsmaßnahmen und müssen den Landwirten die langfristigen Vorteile eines Umstiegs nahe bringen. Auch in den allgemeinbildenden Schulen muss alles rund um das Thema Ernährung wieder mehr Stellenwert bekommen. Nur dadurch schaffen wir eine Erhöhung der Wertschätzung von Lebensmitteln durch den Verbraucher.
Auch ein gesellschaftliches Umdenken muss von der Politik gefördert werden: Der Mehrwert, den biologischer Anbau für die Gesellschaft bietet, muss viel mehr betont werden.
Das Thema „regional und bio“ ist auch bei den Produzenten und Händlern aus der Region ein großes Thema. „Wir nehmen gern einen höheren Preis für regionale Rohstoffe in Kauf“, so Lucia Neudecker, Marketingchefin von Byodo Naturkost aus Mühldorf. Der Bio-Produzent plant derzeit eine regionale Senflinie. Dazu hat die Firma Bauern aus der Region zum Senfanbau überredet – garantierte Abnahme inklusive. Auch der Chiemgauer Naturkosthandel, der als Großhändler für die Biomärkte in der Region fungiert, bestätigt die hohe Nachfrage nach Bioprodukten, die aus der Region kommen.
Die Milchwerke Berchtesgadener Land starten sogar eine eigene Milchpreiskampagne: „Wir wollen den hohen Milchpreis, den wir unseren Lieferanten zahlen, unbedingt halten – auch nach dem Wegfall der Quote“, so Marketingleiterin Barbara Steiner-Hainz. Mit der Kampagne wollen die Pidinger gemeinsam mit ihren Landwirten dem Verbraucher erklären, wie ein fairer Milchpreis zustande kommt.