Bei meinem Besuch derJugendsiedlung in Traunreut berichteten Schulleiter Ulrich Genghammer und Geschäftsführer Heiner Roth von den Herausforderungen, denen sich die Einrichtung derzeit stellen muss, insbesondere hinsichtlich der Finanzierung des Förderberufsschule und der Lehrkräfte, die staatlicherseits lediglich durch Pauschalfinanzierungen gestützt sei. Darüber hinaus gebe es sehr wenige staatliche Förderprogramme für Berufsschulen und besonders Förderberufsschulen.
Die Arbeitsmarktentwicklung wirkt sich allerdings derzeit positiv auf die Absolventen der Förderberufsschule aus: Durch den anhaltenden Mangel an Auszubildenden erhält eine Großzahl der Jugendlichen, die die Berufsschule der Jugendsiedlung erfolgreich abschließen, einen festen Arbeitsplatz. Doch der allgemeine Trend, wonach immer weniger Jugendliche Ausbildungsplätze in der Gastronomie suchen, gilt leider auch hier: KFZ-Mechatroniker ist weiterhin Wunschberuf Nummer 1 bei den Jungen, die Mädchen interessieren sich mehr für soziale Berufe.
Im anschließenden Gespräch mit dem Heimleiter Thomas Lobendank und der Leiterin des Ausbildungsbetriebs Frau Astrid Stocker-Reichl kam vor allem das Thema Flüchtlingskinder zur Sprache. Leider dürfen die unbegleiteten Minderjährigen, die in der Jugendsiedlung leben, nicht auch die dortige Schule besuchen. Diese Kinder dürfen staatlicherseits nur dann in einer Fördereinrichtung beschult werden, wenn sie bei einem Gutachten, welches erst ein Jahr nach Einreise durchgeführt werden konnte, als förderbedürftig eingestuft wurden. Davor müssen sie in die Regelschulen gehen – ungeachtet sprachlicher oder psychologischer Probleme. Auch die Unsicherheit, die sich aus der Frage nach dem Bleiberecht ergibt, ist für Die Kinder ebenso wie die betreuenden Einrichtungen extrem schwierig. Es ist einfach höchste Zeit für ein Einwanderungsgesetz, damit gut integrierte und ausgebildete Menschen, die wir auch brauchen, hier auch eine Zukunft haben können.
Im Anschluss durfte ich eine Klasse von unbegleiteten Minderjährigen bei ihrem Deutschunterricht besuchen und lernte bei einem gemeinsamen Mittagessen die Ausbildungskantine kennen. Hier erfuhr ich von dem Erfolg der Kitaküche, die vorwiegend mit regionalen Produkten kocht und 220 Essen pro Tag an verschiedene Einrichtungen liefert – und das mit dem Elektroauto! Schön, zu sehen, dass in der Jugendsiedlung neben den sozialen Aspekten auch auf Umweltaspekte Wert gelegt wird.