Ein starkes, mutiges Mädchen wehrt sich gegen die damals gültigen Konventionen und die Bevormundung durch den prügelnden Vater: als einen der Schlüsseltexte zur Frauenemanzipation lässt sich durchaus „Die Geier-Wally“, ein Roman von Wilhelmine von Hillern aus dem Jahr 1873, verstehen. Die Landratskandidatin Gisela Sengl (MdL) griff den Text auf für ihr Wahlkampfformat „Frauen auf dem Land – gestern und heute“, wobei zum ersten Mal eine Veranstaltung der Traunreuter GRÜNEN im Saal des „Café The Rock“ stattfand, wo sich früher ein Kaufhaus und davor ein Kino befand.
In seiner Begrüßung wies Ortssprecher Peter Noss zunächst auf den besonderen, historischen Moment des 40. Geburtstages der GRÜNEN hin, der zu Stolz, Selbstvertrauen, aber auch zu großer Verantwortung jetzt und in der Zukunft Anlass gebe. Er freue sich, dass er mit Gisela Sengl eine kompetente, engagierte Politikerin im Rahmen ihres Landrätinnen-Wahlkampf begrüßen könne.
Musikalisch umrahmt wurde der Abend von der Zitherspielerin Dr. Gertrud Huber, die mit souveräner Variationsbreite verschiedene Stücke von traditioneller Volksmusik über Blues bis zu Swing Jazz spielte. Die Schauspielerin Erika Schalper aus Starnberg konnte für die Lesung aus dem Roman gewonnen werden. Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten im Leben der Anna Stainer-Knittel; sie schildert im vorgetragenen Ausschnitt einen heftigen, dramatischen Streit zwischen Vater und Tochter, die sich nicht ihrem Schicksal nach einer vom Vater bestimmten Heirat ergeben wollte und daraufhin verstoßen wurde.
Dies war der Anknüpfungspunkt für die Landratskandidatin Gisela Sengl, um die Entwicklung der Frauenemanzipation bis heute zu beschreiben. Vieles ist für die Frauen heute leichter, der Weg war manchmal steinig und mit Kämpfen im Kleinen und Großen verbunden. „Auch wenn das Leben der Frauen heute besser ist als vor 50 Jahren, gibt es noch so manches zu tun“, so Sengl. Gerade in Führungspositionen seien Frauen krass unterrepräsentiert, was die, von den Grünen lange geforderte Quotenregelung notwendig mache.
In der anschließenden, teils kontroversen Diskussion mit dem Publikum ging es um das Leben der Bäuerinnen heute, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um die schwierige Situation der Alleinerziehenden, um die negativen Nebenwirkungen des Ehegattensplittings und um die Schwierigkeit, Arbeit und „Leben“ ausgeglichen zu gestalten. Aber auch die veränderte Streit- und Gesprächskultur wurde ausführlich diskutiert.
Nach zwei Stunden lebhafter Aussprache bedankte sich Gisela Sengl bei allen Beteiligten für die Gestaltung des Abends und für die offenen Worte in der Diskussion. Dann ging die Veranstaltung mit einem berührend harmonischen Zitherstück von Frau Dr. Gertrud Huber zu Ende.