(al) Sie sei zwar selbst Biobäuerin, sagt MdL und agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Bund, Gisela Sengl, trotzdem gebe es Lücken in ihrem Wissen um die kleinstrukturierte, bäuerliche Milchwirtschaft. Um diese Lücken zu schließen, stattete Sengl neulich dem stellvertretenden BDM Kreisvorsitzenden für das BGL, Albert Aschauer und mehreren seiner Milchbauernkollegen auf dessen Hof in Gumperting bei Teisendorf einen Besuch ab.
Aschauer bewirtschaftet, zusammen mit seiner Frau Liesi einen Hof mit einer Nutzfläche von 17 ha, 15 Kühen und 20 Stück Jungvieh. Bei einer Führung über einige der bewirtschafteten Flächen erklärte Aschauer Arbeitsabläufe und Methoden der Futtergewinnung und dessen Lagerung auf dem Anwesen.
In der danach folgenden Diskussion wiesen sowohl Aschauer, als auch mehrere Kollegen auf die Preisentwicklungen von Milchprodukten und Produkten hin, die zur Milcherzeugung notwendig sind. Dazu hatten die Milchbauern die Preise für diese Produkte im Jahr 1990, umgerechnet in Euro Cent als Basis genommen und sie den heutigen Preisen gegenübergestellt. So kostete eine Kugel Eiscreme, hergestellt zum großen Teil aus Milch, 1990 25 Cent. Heute kostet dieselbe Kugel 1,10 Euro. Ein Liter Diesel sei 1990 für 40 Cent zu haben gewesen, in der Zwischenzeit sei der Preis auf 1,40 Euro geklettert. Ein Kubikmeter Wasser habe Anno Dazumal 20 Cent gekostet, schlage heute aber mit 1,40 Euro zu Buche. Es scheine, meinten die Bauern nur bei der Milch sei die Zeit stehen geblieben, denn für diese bekämen sie nach wie vor 40 Cent pro Liter. In der Zwischenzeit sei der Preis sogar heftig gefallen und hätten sich nicht der BDM und seine Bauern bemerkbar gemacht, läge er höchstwahrscheinlich heute noch weiter unten. Ein Preis von 40 Cent pro Liter sei nämlich in der Vor-BDM Zeit vielfach von Industrie-und Vertretern anderer landwirtschaftlicher Verbände als „Utopie“ gebrandmarkt worden. Mit seinen konsequenten Forderungen nach einem fairen Milchpreis, von dem die Milchbauern leben könnten, habe sich der BDM in der Milchindustrie nicht gerade beliebt gemacht und das bekämen Bauern die sich aktiv im BDM engagieren zu spüre. Von manchen Molkereien würden sie ausgegrenzt, teilten die BDM-ler Sengl mit. Die etablierte Milchwirtschaft fühle sich offensichtlich in ihrer Souveränität und ihren Möglichkeiten über das Diktat des Milchpreises bedroht. Sicher sei jedenfalls, behaupteten die Bauern, durch den BDM sei eine zwar zögerliche, aber doch spürbare positive Entwicklung bei den an die Bauern gezahlten Preisen zu verzeichnen.
Ein Erfolg für den BDM sei die durch seine Anregungen beschlossene Monitoringstelle für Milchmengen und Preisentwicklungen. Ohne diese Stelle sei eine flexible Mengensteuerung, wie sie der BDM anstrebe unmöglich. Der BDM habe von einem unabhängigen Institut, dem „Büro für Agrosoziologie und Landwirtschaft“ eine Studie, einen „Milchmarker-Index“ über Milcherzeugerkosten erstellen lassen, dieser weise für unsere Gegend Erzeugerkosten von 51 Cent aus. Es sei also bei den gegenwärtigen Preisen, die an Bauern gezahlt werden, eigentlich unmöglich einen Milchbauernhof ordentlich zu bewirtschaften, außer durch Zuschüsse aus Nebeneinkünften.
Als gute Lösung präsentierten die Bauern eine flexible Mengensteuerung, wie sie der BDM schon seit Jahren vorschlage. Diese ließe sich aber nur bei einer konsequenten und solidarischen Bündelung der Milchbauern im BDM erreichen, meinten sie. Daran hapere es aber gegenwärtig noch, denn viele der Bauern bevorzugten es, die Milchindustrie für sich denken zu lassen, statt selbst aktiv zu werden um einen fairen Milchpreis zu erreichen und den Fortbestand ihrer Höfe zu sichern.
MdL Gisela Sengl schlug außerdem vor, den Vorteil der hiesigen Gegend als „Ökomodellregion“ zu nutzen und nach Möglichkeiten für die Direktvermarktung von Milch- und anderen landwirtschaftlichen Produkten Ausschau zu halten. Auch dies wären gute Wege die kleinstrukturiere, bäuerliche Landwirtschaft unserer Gegend zu erhalten und zu fördern und sie werde sich dafür stark machen, dieses Ziel zu erreichen, versprach die Abgeordnete.
Mit freundlicher Genehmigung von Alois Albrecht