Globale Produktions- und Lieferstrukturen sind anfällig für Störungen während einer Pandemie. Daher fordert der Ernährungsrat für den Landkreis Traunstein, gemeinsam mit zahlreichen Ernährungsräten in Deutschland, den Aufbau eines krisensicheren Ernährungssystems durch regionale und ressourcenschonende Landwirtschaft.
Gleichzeitig bestehen ja bereits gravierende Krisen, die drastische Veränderungen in der Art, wie wir Lebensmittel produzieren und konsumieren, erforderlich machen: Die Klimakrise, das Artensterben, der zu hohe Einsatz von Antibiotika, Pestiziden und chemischen Düngemittel, der Verlust von Bodenfruchtbarkeit und der Wasserreserven, die großflächige Zerstörung von Lebensräumen, wie beispielsweise des Amazonas-Regenwalds, aber auch bei uns durch die ungebremste Flächenversiegelung.
Eine stärkere Versorgung aus regionalem und ökologischem Anbau und gemeinschaftlich getragenen Versorgungsstrukturen in der Region könnten mehr Resilienz in Krisensituationen schaffen und durch regionale Wertschöpfung Wirtschaftsbetriebe vor Ort stärken. Der Traunsteiner Ernährungsrat ist dabei, eine Vermarktungsplattform zu erarbeiten, bei der Erzeuger, Verarbeiter, Vermarkter und Konsumenten vernetzt werden sollen.
Großartige Vorarbeit hat bereits die Ökomodellregion Waginger See geleistet. Dort gibt es eine große Bioerzeugerliste, die unter der Dachseite www.oekomodellregionen.bayern abgerufen werden kann. Hier gibt es auch Hinweise auf Abo- bzw. Ökokisten in der Region. Auf der Seite www.oekokontrollstellen.de lassen sich Biobetriebe in der Heimatgemeinde finden. Im neu gegründeten Verein “Ökogenuss Waginger See” können Verbraucher als Fördermitglieder beitreten. Bio- und Dorfläden bieten mittlerweile einen Lieferservice an, ebenso Gärtnereien für Selbstversorger im eigenen Garten. Ein besonders beeindruckendes Gemeinschaftsprojekt sind die sog. SoLaWis, wie es u.a. in Tettenberg bei Otting besteht. Hier gehen Verbraucher als Mitglieder mit ihren Beiträgen in Vorleistung.
Die neuen Formen von Produktion und Versorgung in der Landwirtschaft gilt es jetzt zu unterstützen. Wenn zurzeit die großen Rettungspakete geschnürt werden, dann darf die Frage der sicheren und gesunden Ernährung nicht unter den Tisch fallen.