Am Abend des 18. Juli trafen sich im Landwirtschaftsamt Traunstein VLF-Vorstands- und Hauptausschussmitglieder sowie zwei Vertreter des AELF Traunstein mit MdL Gisela Sengl zum gemeinsamen Gespräch über aktuelle landwirtschaftliche Fachthemen. Dabei wurde die Personalsituation am AELF, die Seenproblematik und die Ökomodellregion Waginger See ebenso diskutiert wie die Situation des landwirtschaftlichen Berufsschulstandortes Traunstein.
Die seit 2013 in den bayerischen Landtag gewählte Gisela Sengl (Bündnis 90/Die Grünen) ist zugleich Mitglied im Agrar- und Bildungsausschuss. Ihr besonderes Augenmerk legt sie auf die Ökologisierung der Landwirtschaft. Besonders in der Direkt- und Regionalvermarktung sieht sie die Chancen der Zukunft für die Landwirte. Sie selbst betreibt einen Bioladen mit Zukauf und Handel von ökologisch erzeugten Produkten in Sondermoning, wo auch ihr Ehemann einen Bio-Ackerbaubetrieb mit 22 ha bewirtschaftet.
Die stetig knapper bemessene Personalausstattung der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wurde von Behördenleiter Alfons Leitenbacher vorgestellt. Konkret sind am AELF Traunstein bereits Überlegungen angestellt worden, sich mangels Personal und zeitaufwändiger werdenden Bearbeitungen aus der Betriebsentwicklungsberatung zurückzuziehen. Generell ist das Erreichen der vorgegebenen politischen Ziele und Vorgaben mit der Personalentwicklung nicht mehr vereinbar und mit der derzeitigen Struktur nicht realisierbar. Laut Gisela Sengl ist dieses Thema bekannt, es fehle jedoch an finanziellen Mittel für zusätzliches Personal. Um eine Änderung zu bewirken, sieht sie als einzigen Weg, sich an die Vertreter aller Parteien im Landtag zu wenden.
Die Problematik der Gewässergüte im Waginger See und deren Lösung ist vielschichtig. Als Lösungsansatz bietet sich an, die Gülle aus der Region „herauszufahren“. Um das Grünland in der entsprechenden Qualität erhalten zu können, würde dieser „Gülletourismus“ allerdings den Einsatz von Stickstoffdüngemitteln mit sich bringen, was nicht im Sinne von Gisela Sengl ist. Hier setzt die bodennahe Gülleausbringungstechnik an, die derzeit im Rahmen der Seenberatung diskutiert wird.
Ein Ziel der „Ökomodellregion Waginger See“ ist es, die Wertschöpfung in der Region zu belassen. Dazu sind entsprechende Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen notwendig. Die Direktvermarktung als alleinigen Lösungsansatz zu sehen, ist aufgrund der eingesetzten Arbeitszeiten unwirtschaftlich. Überhaupt stellt die Arbeitskraftkapazität heute in einem landwirtschaftlichen Betrieb den limitierenden Faktor dar. Als gute Beispiele der regionalen Wertschöpfung wurde der Schlachthof in Traunstein mit dem Großabnehmer „McDonalds“ und die Metzgerei Heilmeier mit der Vermarktung von Pinzgauerochsen genannt. Das Beispiel EG Schlachthof Traunstein läst aber Gisela Sengl als positives Beispiel nicht gelten. Sie steht gegen eine Amerikanisierung der Deutschen Essgewohnheiten und der zusätzlichen Müllerzeugung durch MC Donalds.
Zur Situation der landwirtschaftlichen Berufsschule in Traunstein wurde festgestellt, dass der Standort aus derzeitiger Sicht der Ausbildungszahlen nicht langfristig gewährleistet ist. Der Verlust des Berufsschulstandortes würde – wie das Beispiel der Metzger-Ausbildung zeigt – das weitere Sinken der Ausbildungszahlen in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land mit sich bringen.
VLF-Vorstandsmitglied Johann Englschallinger bedankte sich abschließend bei Gisela Sengl und allen Beteiligten für die offene und konstruktive Aussprache. Die Aussicht auf eine Wiederholung eines Gespräches in diesem Rahmen wurde von allen Seiten für sinnvoll und förderlich gehalten.