Zum Dringlichkeitsantrag “Agrarförderung umwelt- und klimagerecht gestalten – Greening ernst nehmen” halte ich meine erste Rede im Plenum!
“Unser Antrag lautet: Agrarförderung umwelt- und klimagerecht gestalten – Greening ernst nehmen. Aber warum brauchen wir überhaupt das Greening? Und was bedeutet es?
In der industriell betriebenen Landwirtschaft sind Tiere und Pflanzen nicht mehr ein lebendiger Teil der Natur, sondern nur noch Produktionsfaktoren, die maximale Leistungen mit Hilfe von viel Chemie, Maschineneinsatz und Futtermittelimporten abliefern müssen.
Das Ergebnis dieser Art von Landwirtschaft: Stetig abnehmende Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen, Klimaerwärmung, überdüngte Seen, nitratbelastetes Trinkwasser, Bienensterben, verdichtete Böden. Und deshalb brauchen wir das Greening – die Ökologisierung der Landwirtschaft. Wenn wir nämlich so weiter machen wie bisher, vernichten wir schön langsam unsere eigenen Lebensgrundlagen.
Die ökologischen Vorrangflächen stellen also einen Mehrwert für uns alle dar und das soll von uns auch vergütet werden. Subventionen sind nämlich öffentliche Gelder, die von uns allen erbracht werden und sollten deshalb auch nur für öffentliche Leistungen, also für Leistungen, die für uns alle gut sind, bezahlt werden. Subventionen müssen an Bedingungen geknüpft werden, sonst haben sie keine Berechtigung.
Die Greening-Maßnahmen waren ursprünglich viel strenger: am Anfang der Verhandlungen über die Ökologisierung der Landwirtschaft europaweit sollten 7 % der Ackerfläche eines Betriebes ökologische Vorrangflächen fallen und die Einhaltung wollte man an den Erhalt der gesamten Direktzahlung koppeln. Das hieß: nur wer die Greeningauflagen erfüllt, erhält überhaupt Subventionen. Diese Koppelung hat man sehr schnell aufgegeben, weil sie politisch durch Verbands-Lobbyarbeit nicht durchzusetzen war und man hat die geforderte Fläche auf 5 % reduziert. Wenn wir jetzt auch noch erlauben, dass auf diesen Flächen, mineralisch gedüngt und chemisch gespritzt werden darf, hätten man sich die ganzen schwierigen Verhandlungen gleich sparen können.
Das Umweltbundesamt schreibt in seiner Position zu den ökologischen Vorangflächen: Für die Sinnhaftigkeit und den Erfolg der ökologischen Vorrangflächen ist ein eindeutiger Ausschluss von Pestiziden und Düngemittel unabdingbar.
Der Bauernverband spricht bei den Greening-Maßnahmen immer gerne von Zwangsstilllegung. Wir Grüne sagen: die wahren stillgelegten Flächen sind die Flächen der Intensiv-Landwirtschaft, weil, auf diesen Flächen regt sich nämlich wirklich gar nichts mehr, kein zwitschender Vogel, kein krabbelnder Käfer, keine summende Biene mehr.
Die Produktivität unserer Landwirtschaft ist sehr hoch, aber der umweltpolitische Preis, den wir dafür zahlen müssen ist noch viel höher. Wir müssen die Weichen anders stellen und ein echtes Greening ist der erste Schritt dafür. Übrigens erfüllt jeder Betrieb, der nach der EU-Öko-Verordnung produziert, automatisch die Greeningauflagen.
Wir müssen nicht immer MEHR produzieren, sondern wir müssen qualitativ hochwertiger und ökologischer produzieren. Nur dann können wir Bauern und Bäuerinnen auch bessere Preise für unsere Produkte erzielen, denn schließlich wollen wir nicht nur am Subventionstropf hängen, sondern wir wollen gerechte Preise für die Erzeugung unserer Produkte. Wenn man in einem Land für eine Flasche Wasser einen höheren Preis verlangen kann als für einen Liter Milch – da kann was nicht stimmen !
Das Überleben der bäuerlichen Landwirtschaft sichert nicht das Produzieren auf Teufel komm raus, sondern die Wertschätzung der Gesellschaft für Lebensmittel und deren Hersteller und Verarbeiter.”
Hier meine Rede nochmals anschauen.