Drei Monate lang wurde auf der Strecke zwischen Bad Endorf und Rosenheim gebaut und repariert. Auf einer der meist befahrenen Zugstrecken in Deutschland fand damit auf einer Länge von 17 Kilometern nur eingleisiger Zugverkehr statt. Die vielen tausend Pendler und jetzt im Sommer auch die Touristen können ein leidvolles Lied davon singen, was alles NICHT klappte und welche immensen Einschränkungen die Zugreisenden auf sich nehmen mussten. Im Rahmen eines Runden Tischs sprach ich mit Vertretern der Bahngesellschaften und der Fahrgastverbände über die aktuelle Situation auf der Bahnstrecke. Hier der Bericht:
„Es geht los bei Zügen, die komplett gestrichen wurden“, erklärte Landtagsabgeordnete Gisela Sengl bei einem Treffen mit Vertretern der Bahngesellschaften und Fahrgastverbände. „Dann erreichten viele Busse des Schienenersatzverkehrs trotz zügiger Fahrweise der Fahrer nicht den geplanten Anschlusszug. Die Züge des EC und IC fielen auf der Strecke komplett aus. Und natürlich mussten die Fahrgäste mit ständigen Verspätungen rechnen.“ Verantwortlich für dieses totale Missmanagement sei die DB Netz AG. „Ich bedaure deshalb sehr, dass die DB Netz AG heute keinen Vertreter schicken wollte“, so Sengl.
Vertreter der Fahrgastverbände PRO BAHN von Traunstein, Andreas Locht, und Rosenheim, Günther Polz, und dem stellvertretenden Betriebsleiter von Meridian, Arno Beugel, warfen der DB Netz AG schlechtes Baustellenmanagement vor und diskutierten gemeinsam mit Sengl, wie die Situation verbessert werden könnte.
Sengl erkannte die Bemühungen um Pünktlichkeit und Komfort von Seiten des Meridian an. Dennoch gebe es in Zeiten des Schienenersatzverkehrs (SEV)) große Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste. Die Fahrzeiten der Busse seien zu kurz berechnet und erreichten daher nicht immer die Anschlusszüge. Auch seien Züge ohne SEV oft sehr voll. Arno Beugel, stv. Betriebsleiter bei der Bayerischen Oberlandbahn, versprach, sich um Verbesserungen zu kümmern. So seien aktuell Dispo-Busse für Stoßzeiten geplant. Die geänderten Fahrzeiten sind oft nicht auf der Internetseite der Bahn aktualisiert. Aus diesem Grund bringt der Meridian in Kürze eine eigene App heraus.
Verantwortlich für die großen Einschränkungen ist laut Fahrgastverband PRO BAHN besonders die Überlänge des Baustellenbereichs. Durch die lange Eingleisigkeit ließen sich nur wenige Züge bewältigen. Kürzere Abschnitte mit sogenannten temporären Bauweichen könnten dem Abhilfe schaffen. Beugel stimmte dem zu, verwies aber auf die Rahmenbedingungen für solche „Bauinfrastrukturmaßnahmen“: nur 1-2% der Gesamtbaukosten dürften für solche Maßnahmen verwendet werden – viel zu wenig. Beugel forderte außerdem, Güterzüge weiträumiger umzuleiten, um die Baustellenstrecken zu entlasten.
Unverständnis äußerten die Gesprächsteilnehmer auch am grundsätzlichen Vorrang schnellerer Fernzüge, auch wenn diese, was oft aus Österreich der Fall sei, bereits Verspätungen aufwiesen. Eine schnellere Abwicklung der Baustelle durch Nachtbau sei oft aus lärmschutzrechtlichen Gründen nicht möglich. Beim nächsten Bauabschnitt ab Prien, der voraussichtlich im August startet, sei wegen der kürzeren Strecke und der Überleitungsweichen bei Rottau jedoch mit Erleichterungen zu rechnen.
Gisela Sengl: „Mein Fazit aus diesem Gespräch ist: Es muss sich grundlegend etas an der Vergabe der Gelder vom Bund ändern. Das Verkehrsministerium muss seiner Verantwortung gerecht werden und im Sinne der Bahnkunden agieren, das heißt es muss auch bereit sein, für Bauinfrastrukturmaßnahmen mehr Geld auszugeben. Die DB Netz AG muss kundenorientierter arbeiten und transparenter werden. Denn nur so können wir mehr Menschen dazu bewegen, das Verkehrsmittel Bahn zu nutzen.“