Im Rahmen meiner Bayerntour durch die fünf Ökomodellregionen habe ich auch den Landkreis Neumarkt i.d. Oberpfalz mit den „Modellbetrieben“ Neumarkter Lammsbräu und Kloster Plankstetten besucht. Das Projekt wird von der Regionalentwicklungsgesellschaft REGINA GmbH betreut und hat folgende Ziele formuliert:
• Stärkung einer den ländlichen Raum prägenden bäuerlichen Landwirtschaft
• Erhöhung des Anteils ökologisch bewirtschafteter Flächen
• Unterstützung bei Diversifizierungsmaßnahmen in der Ökologischen Landwirtschaft
• Mehr Bioprodukte in Gastronomie und Verarbeitungsgewerbe
• Bewusstseinsbildung und Intensivierung des Beratungsangebots für „Regional“ und „Bio“
• Ausbau regionaler Wirtschaftskreisläufe im Bereich des Ökologischen Landbaus
• Stärkere Vernetzung mit Naturschutz, Energiemanagement und Umweltbildung
Im Vergleich zu anderen ländlichen Regionen in Bayern hat der Landkreis Neumarkt eigentlich komfortable Voraussetzungen:
Trotz des demografischen Wandels im ländlichen Raum kann der Landkreis eine stabile Bevölkerungsentwicklung vorweisen. Die Anzahl der Ökobetriebe liegt über dem bayernweiten Schnitt: 7,8 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche unterliegen der Biozertifizierung. Rund 137 Biobauern bewirtschaften 4.696 Hektar Land. Die Direktvermarktung genießt im Landkreis einen hohen Stellenwert. Gut 40 Prozent der Direktvermarkter sind der Biobranche zuzuordnen.
Dies liegt mit Sicherheit unter Anderem an der Vorreiterrolle zweier Betriebe in der Region: dem Neumarkter Lammsbräu und Kloster Plankstetten.
Neumarkter Lammsbräu, seit sechs Generationen in Familienbesitz und heute geführt von Dr. Franz Ehrnsperger, hat vor mehr als 30 Jahren auf Bio umgestellt, und dabei auch auf die regionale Einbindung gesetzt. Während seiner Vater das benötigte Getreide noch über den Großhändler bezog, ist Dr. Franz Ehrnsperger zurückgekommen zum Direktbezug. Die eigene Mälzerei hält den Kontakt zu den landwirtschaftlichen Zulieferbetrieben aufrecht und zahlt dabei langfristig vertraglich zugesicherte, vom Weltmarkt entkoppelte Preise, mit denen die Bauern gut (über)leben können. Durch dieses Prozedere konnte Neumarkter Lammsbräu sowohl eine Steigerung der Getreidequalität als auch eine Ökologisierung der Höfe erreichen.
Franz Ehrnsperger ist überzeugt, dass nur dieses „Top-Down-Prinzip“ auf Dauer und überregional eine Steigerung des Ökolandbaus bewirken kann. Er hält die sogenannte „Herkunftstransparenz“ auch für einen großen Wettbewerbsvorteil für Hersteller – seine Produkte sind dafür beispielhaft: trotz der biologischen Ausrichtung und damit höheren Einkaufspreisen rangieren die Produkte von Neumarkter Lammsbräu preislich auf einer Stufe mit anderen regionalen Bieren.
Die Ökomodellregion soll seiner Meinung nach insbesondere die Infrastruktur für den ökologischen Landbau fördern: unter anderem fehlen ein Bio-Getreidelager, ein Froster für Bio-Gemüseanbau sowie eine Mühle und eine Molkerei für Bioprodukte. Neumarkter Lammsbräu hat für die Lagerung der eingekauften Rohstoffe nun eine Kooperation mit dem Kloster Plankstetten iniziiert.
Die Benediktinerabtei Plankstetten bewirtschaftet 300 Hektar Ackerland, Grünland und Wald und unterhält eine Rinder- und Schweinezucht nach Bioland-Richtlinien. Frater Richard Schmidt, verantwortlich für den landwirtschaftlichen Betrieb führte uns durch die Betriebsstätten.
Die Schweinezucht wird ganzjährig betrieben. Die Ferkel sind über ein halbes Jahr in der Mast, doppelt so lange wie bei konventionellen Mastbetrieben. Durch den erhöhten Platzbedarf haben auf Plankstetten „nur“ 400 Schweine Platz – bei konventioneller Haltung wäre Platz für 1.400. Das Kloster hat einen eigenen Schlachtbetrieb; von dort wird das Fleisch über den eigenen Hofladen und über weitere Hofläden im Raum Nürnberg – Regensburg verkauft. Gleiches gilt für die Rinder aus der Mutterkuhhaltung des Klosterbetriebs.
Der landwirtschaftliche Bio-Betrieb des Klosters Plankstetten ist ein Musterbeispiel für funktionierende Bio-Landwirtschaft. Die noch mangelnde Signalwirkung auf die Region und deren Landwirte soll nun mit Hilfe der Mittel der Ökomodellregion verstärkt werden. Die Mönche selbst bedauern außerdem außerordentlich, dass ihr Betrieb auch innerkirchlich sehr wenig Signalwirkung hat und es – noch – nicht schafft, andere kirchliche oder klösterliche Betriebe mehr in das Thema Ökolandbau zu integrieren.