Aktuell gibt es vereinzelt Forderungen nach einer Aussetzung der Flächenstilllegung in Bayern, damit alle zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Flächen intensiv bewirtschaftet werden können, um drohende Ernteausfälle in der Ukraine zu kompensieren. Diese Forderungen sind aber reine Symbolpolitik und gehen völlig am Thema vorbei. Denn mengenmäßig hätte eine solche Nutzung keinerlei Auswirkung. Laut Expertenrechnungen könnten in Deutschland damit maximal bis zu drei Prozent der Ausfälle kompensiert werden!
Die Flächenstilllegungen hingegen dienen dem notwendigen Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, indem sie Lebensräume für Wildkräuter, Bienen und Vögel schaffen. Sie gelten ab 2023, also ab der neuen Periode der europäischen Agrarzahlungen. Um die volle Flächenprämie zu erhalten, muss jeder Betrieb vier Prozent seiner Flächen aus der Bewirtschaftung nehmen. Aus landwirtschaftlicher Sicht handelt es sich um eine Flächenstilllegung, aus Naturschutzsicht eine Flächenbelebung.
Klimakrise und Artenschwund bleiben neben Krieg unsere zwei größten Bedrohungen. Wir dürfen diese Krisen nicht gegeneinander ausspielen. Ohne den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen ist auch keine Lebensmittelproduktion möglich. Es stellt sich vielmehr die Frage, warum so viel Getreide in den Futtertrögen landet: Bei uns wird ein enormer Anteil der Anbaufläche für Futtermittel für die intensive Tierhaltung genutzt. Es muss doch jedem klar sein, dass es besser wäre, mehr Brotgetreide anzubauen anstatt Futtergetreide. Dieses könnten wir dann direkt für die menschliche Ernährung nutzen.