Mit dem Ortsverband Rosenheim besuchte ich im Vorfeld des Kinoabends „Der Bauer und sein Prinz“ den Biohof Schlarb.
Max Schlarb ist 28 Jahre alt und Landwirt aus Leidenschaft. Genauer gesagt leidenschaftlicher Biobauer. Vor drei Jahren übernahm er den elterlichen Hof – der vorher lediglich als Nebenerwerb diente – und baute diesen weiter aus. Heute erwirtschaftet er auf achtzehn Hektar Fläche mit 25 Tonnen Kartoffeln pro Jahr, verschiedensten Gemüsesorten und einer Rinderherde mit Muttertierhaltung ausreichend, um davon seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Das Geheimnis dabei sei der Direktvertrieb über den eigenen Hofladen und verschiedene Marktstände, so der Biolandwirt.
Klasse statt Masse
Aussagen konventioneller Betriebe, dass eine biologische Bewirtschaftung mehr Aufwand bei gleichzeitig geringeren finanziellen Erträgen bedeute, tut der Jungbauer als Aberglauben ab. „Bio macht oft sogar weniger Arbeit! Außerdem macht es viel mehr Spaß und ist schlicht und einfach gesünder“, so Landwirt
Schlarb. Wichtig sei, dass man auf Qualität und nicht auf Quantität achte. „Es geht nicht darum, möglichst viel anzubauen, sondern eben das, was gut schmeckt und den Kunden überzeugt.“.
Gisela Sengl pflichtet ihrem jungen Kollegen umfänglich bei. Beide wünschen sich zudem seitens der Verbraucher mehr Wertschätzung für gute Lebensmittel und deren Erzeugung. Die Fachfrau sieht hierbei die oberste Politikerriege in der Verantwortung. So hätte es sehr große Vorbildfunktion, würde die Bundeskanzlerin öffentlichkeitswirksam einen Biohof besuchen, „[…] um dort
das gute Gemüse zu schmecken […]“, so Landtagsabgeordnete Sengl.
Kampf dem Höfesterben
Am Abend lud der Grüne Ortsverband zur Filmvorführung nach Rosenheim. Gezeigt wurde „Der Bauer und sein Prinz“, eine Dokumentation über Prince Charles‘ „Duchy Home Farm“ und wie der Prince of Wales diese mit seinem Farmmanager
David Wilson seit vielen Jahren ökologisch und erfolgreich bewirtschaftet.
In diesem Rahmen sprach Gisela Sengl zur landwirtschaftlichen Situation im Freistaat wie auch bundesweit. Ihr größtes Ziel sei es natürlich, alle bayerischen Höfe bestmöglich zu „ökologisieren“. Es sei aber vor allem grundlegend wichtig, überhaupt die landwirtschaftliche Struktur – die Höfe als solche – in Bayern zu erhalten. „Natürlich besteht die Gefahr, beispielsweise angesichts der Milchkrise, dass immer mehr Bauern aufhören. Dagegen müssen wir etwas tun, schließlich wollen wir nicht irgendwann Milch
aus neuseeländischem Milchpulver trinken müssen.“, so die Landesgrüne.
Ein besonderes Anliegen sei ihr auch ein Wandel der Ernährungspolitik. Die Lebensmittelpreise müssen endlich die ökologische und soziale Wahrheit sprechen. So dürfe es nicht sein, dass der Wettbewerb einiger weniger, aber marktbeherrschender Anbieter, die Preise dermaßen drücke. Und auch mehr Transparenz bei der Lebensmittelkennzeichnung sei geboten. „Die Entscheidung
mündiger Konsumenten, was auf deren Tellern landet, darf nicht weiter durch die Profitgier der Nahrungsmittelkonzerne künstlich erschwert werden.“, so Sengl. Dafür werde sie sich auch künftig mit ganzer Kraft einsetzen.
Martin Knobel, OV Rosenheim