Die Salzach ist in Bayern in ihrer gesamten Länge als europäisches Fauna-Flora-Habitat-Naturschutzgebiet ausgewiesen und zudem der letzte freie Voralpenfluss nördlich der Alpen. Umweltschutzverbände in Bayern und Österreich fordern seit langem die Umsetzung der Naturflussvariante für die gesamte Untere Salzach. Deren deutliche Vorteile sind bereits in mehreren Untersuchungen nachgewiesen worden, dennoch werden immer wieder Kraftwerks-Varianten ins Spiel gebracht.
Im Rahmen einer Infofahrt an die Salzach des AK Ökonomie und Ökologie gemeinsam mit Grünen aus der Region und aus Österreich informierten wir uns über die verschiedenen Varianten und diskutierten vor Ort mit Vertretern des Bund Naturschutz.
Länger als ein halbes Jahr führte die Salzach im vergangenen Winter Niedrigwasser, 100 Kubikmeter und darunter pro Sekunde. Viel zu wenig für eine rentable Energieausbeute, sagen wir Grünen und die Naturschützer. Würde es sich rentieren, wären Kraftwerke an diesem Grenzfluss längst gebaut. Dieser letzte Abschnitt eines ungestauten Gebirgsflusses muss frei bleiben von Verbauungen; der Schutz der Natur an der Salzach muss über den privatwirtschaftlichen Nutzen von Kraftwerksbetreibern gestellt werden. Denn hier bietet sich die einmalige Chance, den Bekenntnissen zu Umwelt-, Landschaftsschutz und Schutz der Artenvielfalt Taten folgen zu lassen und einen frei fließenden und redynamisierten Alpenfluss im bayerisch-österreichischen Grenzraum zu erhalten. Wobei wir Grüne in Bayern Wasserkraft dort wo es sinnvoll ist und durch Modernisierung bestehender Anlagen mehr herauszuholen ist, sehr wohl befürworten.
Ilse Englmaier vom Bund Naturschutz und Erich Prechtl, einer der Sprecher der grenzüberschreitenden „Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach“, erklärten uns vor Ort die derzeitige Situation: durch die starke Eintiefung der Salzach droht ein Sohldurchbruch, den lange Planungen für die Salzachsanierung verhindern wollten. Die CSU hatte dann unvermittelt die Wasserkraft an der Salzach ins Spiel gebracht, wodurch die Planungen zum Stocken kamen. Derzeit warten alle auf die Auswertung mehrerer Varianten von Kraftwerksneubauten bis hin zur Naturflussvariante. Diese hat der österreichische Bundesumweltanwalt Dr. Donat als erstrebenswerteste Variante vorgeschlagen, der auch der Bund Naturschutz und alle anderen beteiligten Salzachschützer (Kanuverband, Fischer, etc) zustimmen.
In Tittmoning konnten wir sehr gut sehen, wie die Salzach links und rechts durchgehend entlang des Flusslaufs mit großen Steinen vermauert ist. Südlich der Salzach besichtigten wir einen Flussbereich, an dem bereits Flussaufweitungen stattgefunden haben (sogenannten “weiche Ufer”).
Ich fand es sehr schön, dass die Menschen, mit denen ich am Tag zuvor in der Fraktion über Wasserkraft diskutiert hatte, am Tag darauf bei uns an der Salzach standen. Und es ist etwas anderes, ob du im Sitzungsraum diskutierst, oder ob man an einem doch relativ großem Gebirgsfluss steht, dessen Schicksal und das der Fische, Tiere und Pflanzen des Lebensraums Fließgewässer auch ein bisschen vom Einsatz dieser Menschen abhängen.