Biosphärenregion: UNESCO-Nachhaltigkeitskriterien als Querschnittsaufgabe

Das „Biosphären-Eis“ schmeckt nach Milch und Honig und ist dekoriert mit Blüten – nicht nur ein Augenschmaus, sondern es schmeckt auch richtig gut! Beim Gespräch mit Dr. Peter Loreth, dem Geschäftsführer der Biosphärenregion, konnte ich es letzte Woche probieren. Luca Rizzardini von der Gelateria Rizzardini in Laufen kreierte im Rahmen des seit 2019 laufenden Projekts „Biosphären-Produkte“ eine eigene Eissorte, für die er Milch aus der Molkerei Piding, Obst von örtlichen Bauern sowie Honig von Laufener Imker*innen verwendet. Mehrere Produkte des Projekts haben mittlerweile Auszeichungen erhalten, auch das „Bioshären-Bier“, das die Brauerei Wieninger in Teisendorf eigens entwickelt hat.

Im Gespräch ging Dr. Loreth zunächst auf die Anlaufschwierigkeiten der 1990 als „Bioshären-Reservat“ gegründete Region ein. Die fälschliche Gleichsetzung mit dem Nationalpark schürten die Befürchtungen wegen möglicher Einschränkung privater Nutzung, v.a. in der Landwirtschaft. Dabei sei es immer um die nachhaltige Entwicklung des gesamten Landkreises als Wirtschafts-, Lebens- und Erholungsraum gegangen. Inzwischen sei die Zusammenarbeit der Region mit den Gemeinden aber sehr produktiv; man lege viel Wert auf den ganzheitlichen Ansatz, konkrete Zielformulierungen und die Betonung auf Gemeinschaft und sozialem Zusammenhalt. „Die Gemeinden sollten diese Nachhaltigkeitsziele jetzt auch in ihren Gremien verankern“, schlug Sengl vor. Auch der Landkreis als Ganzes habe entsprechend nutzbare Flächen und viele Möglichkeiten im Beschaffungswesen, beispielsweise bei der Gemeinschaftsverpflegung und beim Bau. Verbände müssten an einen Tisch: Tourismus, Wirtschaftsförderung, DEHOGA, Denkmalschutz und andere. Die Biosphäre als Auszeichnung könne außerdem zu einem Angebot für eine zunehmende Zahl von Menschen werden, die bewusster in den Urlaub fahren als früher.

Die vom Umweltministerium als Außenstelle der Regierung von Oberbayern geschaffene Biosphären-Verwaltungsstelle hatte von Beginn an den Auftrag, das Berchtesgadener Land als „Modellregion für nachhaltige Entwicklung“ zu etablieren. Es stellte sich aber heraus, so Loreth, dass dies ohne konkrete Produkte schwer greifbar sei. Deshalb werde man nun verstärkt auf Projektarbeit setzen. Zum einen sei begonnen worden, mit Schulen Partnerschaften zu gründen und Schulprojekte anzustoßen. Dabei könnten die Gemeinden als Sachaufwandsträger wertvolle Hilfe leisten. Zweitens sollen Betriebe als Botschafter gewonnen werden, die für weitere Betriebe als Multiplikatoren fungieren können. Drittens werden, wie bei Biosphären-Bier und -Eis gerade geschehen, nachhaltige Produkte medienwirksam ausgezeichnet. Langfristig sollen stabile regionale Wertschöpfungsketten geschaffen werden.

Für Sengl war es abschließend ein Anliegen, dass die Zusammenarbeit zwischen Biosphärenregion und der Ökomodellregion Waginger See vertieft wird. „Ich sehe hier eine perfekte Ergänzung und eine gute Basis für gemeinsame Projekte“, betonte sie. Loreth versprach, auf die Ökomodellregion zuzugehen.