Mehr Bio für Bayern – durch Umstellung der Gemeinschaftsverpflegung

Bayern braucht mehr Bio-Landwirtschaft. Die Söder-Regierung hat sich mit der Übernahme des Volksbegehrens zur Rettung der Artenvielfalt verpflichtet, dafür zu sorgen, dass bis 2030 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Bayern ökologisch bewirtschaftet werden.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss auch der heimische Bio-Lebensmittelmarkt angekurbelt werden. Eine Gesellschaft, die oft und gerne Bio-Lebensmittel isst, und regelmäßig nachfragt, bietet den Landwirtinnen und Landwirten die Sicherheit, die sie für ihr ökologisches Wirtschaften oder die Umstellung auf Ökolandbau brauchen.

Immer mehr Erwachsene, Kinder und Jugendliche essen mittags außer Haus. Kantinen und Cafeterien, Mensen und Kindergärten sind ein stetig wachsender, riesiger Umschlagplatz an Lebensmitteln. In der Gemeinschaftsverpflegung liegt damit ein großer Hebel, um den Absatzmarkt für heimisch erzeugte Biolebensmittel zu stärken.

Die Studie „Mehr Bio für Bayern – Gemeinschaftsverpflegung als Absatzmotor für Bio-Lebensmittel aus Bayern“ können Sie hier herunterladen.

Ein gutes Beispiel dafür liefert die Milch. Wie sich die Umstellung eines einzigen Produkts in der Verpflegung von Schulkindern auf die Bio-Milchwirtschaft auswirken würde, zeigt dieses Beispiel:

  • Grob geschätzt essen mindestens 480.000 Schulkinder in Bayern in Gemeinschaftsverpflegungen zu Mittag (Schule, Mittagsbetreuung, Kitas)
  • Annahme: Jedes dieser Kinder isst dort 2x pro Woche einen Becher Joghurt à 150 Gramm
  • Der Joghurt-Verbrauch pro Woche liegt dann bei 960.000 Bechern oder 144.000 kg Milch (1 Liter Milch = 1kg Milch = 1 kg Joghurt)
  • Geschätzt etwa 20 Prozent davon werden aktuell bereits in Bio-Qualität ausgegeben. Diese ist durch die aktuelle Biomilch-Produktion also bereits gedeckt, es bleiben 115.200 kg Milch pro Woche, die noch bio werden könnten
  • Bei einer durchschnittlichen Jahresleistung einer Biokuh von 7.000 Litern brauchen wir dafür rund 860 Kühe
  • Bei durchschnittlich 36 Milchkühen pro Betrieb in Bayern könnten 24 „neue“ Biobetriebe ihre Milch für die Gemeinschaftsverpflegung erzeugen – nur für den Joghurt, den Schulkinder in der Gemeinschaftsverpflegung essen!

Joghurt ist nur ein Beispiel unter vielen Lebensmitteln: Die Umstellung der Gemeinschaftsverpflegung, ob für Kinder oder Senioren, in Kantinen oder Krankenhäusern, hätte auch für Käse und Butter, Karotten und Kartoffeln eine große Wirkung auf den Absatzmarkt heimischer Bioprodukte.

Darüber hinaus dient die Gemeinschaftsverpflegung immer auch als Multiplikator für weitere Bereiche des Lebens: Kinder und Jugendliche, die schon frühzeitig Erfahrungen mit gesundem und ökologischem Essen machen und im Unterricht den Bezug zu Lebensmittelerzeugung und gesunder Ernährung vertiefen können, sind die Bio-Kunden von morgen. Ein deutlich besser ausgebautes Bio-Cateringsystem kann sehr regional Erzeugung, Verarbeitung und Verzehr von Bio-Lebensmitteln zusammenbringen. Und nicht zu vergessen: mit einer starken Nachfrage nach bioregionalen Produkten würde auch der Staat seiner Vorbildfunktion gerecht.

 

Wie viel eine klare Zielsetzung auf politischer Ebene – und ein klarer politischer Wille – bewirken können, zeigt das Beispiel der Stadt Kopenhagen: Innerhalb weniger Jahre ist es dort gelungen, den Anteil der Bio-Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung auf 90 Prozent zu heben. Hier ist für Bayern einiges drin!

Kopenhagen zeigt auch, wie dem Vorwurf, Bio sei zu teuer, entgegengesteuert werden kann. Zwar ist ohnehin ein Großteil der Menschen gemäß vieler Umfragen (z. B. „Ökobarometer“ des BMEL)) bereit, mehr für Bio-Essen zu bezahlen. Mit entsprechender Rohstoffumstellung (mehr regionale und saisonale Bio-Ware) sowie Schulung des Personals lassen sich die Mehrkosten eines Bio-Essens allerdings auf sehr geringe Beträge minimieren.

Der Hebel, den die Gemeinschaftsverpflegung für die Ankurbelung der ökologischen Lebensmittelproduktion in Bayern bietet, muss mit den richtigen Maßnahmen optimal genutzt werden.

Grüne Forderungen:

  • Mehr Bio in staatlichen Einrichtungen: Mindestquote für Bio-Lebensmittel von 30 Prozent in allen staatlichen Kantinen
  • Gesundes Essen für Kinder und Jugendliche: Wir fordern eine Kostenübernahme des Mittagessens für alle Schülerinnen und Schüler im Ganztag durch den Staat und damit einheitliche Mindeststandards und Bioquoten
  • Mehr Wissensvermittlung über Lebensmittel und Ökolandbau in den pädagogischen sowie den fachspezifischen Ausbildungen (Land- und Hauswirtschaft)
  • Eine Ökologisierung des Beschaffungswesen der Kommunen: Klare Vorgaben in den Ausschreibungen sowie staatliche Unterstützung für eine deutliche Steigerung des Bio-Anteils an allen bayerischen Schulen
  • Gute Ansätze brauchen stärkere Unterstützung: Nur 4,9 Prozent aller Schulen und Kitas haben am Ernährungscoaching des Staatsministeriums (seit dem Start 2009) teilgenommen. Wir fordern, die Coachings (nicht nur für Schulen, sondern auch für Senioreneinrichtungen) flächendeckend und intensiver anzubieten