„Landwirtschaft und Böden fit machen für den Klimawandel!“ und „Klimabilanz tierisch gut? Tierhaltung und Klima “, über diese Themen referierte Dr. Andrea Beste, Leiterin des Büros für Bodenschutz und Ökologische Agrarkultur in Mainz und Co-Autorin des von Böll-Stiftung und BUND herausgegebenen Bodenatlas, im Forum Landwirtschaft der Grünen Klimakonferenz am 14. November in München:

Böden fit machen für den Klimawandel – das bedeutet Klimawandel-Anpassung. Es ist eine dringend gebotene Reaktion auf zunehmend auftretende Wetterereignisse wie Starkregen und längere Trockenheit, aber auch auf die in den letzten 30 Jahren auftretenden Probleme: …

Rückgang des Bodenwassers, Verlust von Humus und zunehmende Wind- und Wassererosion und Verdichtung. Diese Probleme begannen und verstärkten sich zeitgleich mit den Entwicklungen in der Landwirtschaft und deren konventioneller Wirtschaftsweise mit intensiver Düngung, hohem Pestizideinsatz und dem Mangel an organischem Material. Vielfältige Fruchtfolgen, in jedem Lehrbuch empfohlen, werden in der Praxis kaum mehr praktiziert.

Von den gängigen Empfehlungen zur Anpassung an den Klimawandel, wie der Züchtung trockenresistenter Sorten, GPS-gesteuerter Landwirtschaft und einer pfluglosen Bewirtschaftung mit zwingendem Einsatz von Totalherbiziden (zB , Glyphosat), hält Dr. Beste wenig: Trockenresistente Sorten gebe es bereits, auch solche mit hohem Ertrag, GPS-Einsatz sei nur für große, einheitliche Flächen geeignet und die angeblich stärkere CO 2 – Speicherung durch pfluglose Bewirtschaftung wurde in internationalen Studien widerlegt.

Agrarökologisches Bodenmanagement macht Böden fit

Wie also können die Böden, und damit unsere Lebens(mittel)grundlage, fit für den Klimawandel gemacht werden? Einzig durch agrarökologisches Bodenmanagement, sagt Beste. Der dazu nötige Humusaufbau kann über vielfältige Fruchtfolgen, den Einsatz humusaufbauender organischer Düngemittel und durch die Nutzung bekannter, widerstandsfähiger Sorten, Fruchtfolge- und Mischkultursysteme gefördert werden. Am Beispiel des Ökolandbaus sieht man, dass eine humusaufbauende, umweltschonende Wirtschaftsweise funktioniert und wirtschaftlich ist (in den Tropen ist beispielsweise der Ertrag bei ökologischer Bewirtschaftung bis zu 70% höher als bei konventioneller).

Warum werden diese Erkenntnisse noch so wenig umgesetzt? Die Umstellung auf Ökolandbau im Ackerbau sei eigentlich relativ einfach und sogar konventionelle Landwirtschaft könne mittels ausgeglichener Fruchtfolgend bodenschonend arbeiten, so Beste. Allerdings brauche die Landwirtschaft die Unterstützung der direkten Abnehmer, um anfängliche Unsicherheiten zu überwinden. Und natürlich sei eine bodenaufbauende Wirtschaftsweise arbeitsintensiver. Der daraus resultierende geringere Einsatz von Dünger und Pestiziden läge allerdings nicht im Interesse der Produzenten dieser Mittel. Viel würde es schon helfen, wenn Bodenschutz als Qualitätskriterium für Lebensmittel gelten würde.

 

Klimabilanz tierisch gut? Tierhaltung und Klima

Klimaschutz könnte durch entsprechende Tierhaltung aktiv betrieben werden. Aber die Art und Weise, wie wir in der EU Fleisch und Milch produzieren ist überwiegend ineffizient und damit klimaschädlich.

Wir benötigen noch einmal mehr als 10 % der Fläche Europas außerhalb für unsere exportorientierte Fleischproduktion. Die Klimabilanz der intensiven Tierhaltung ist stark negativ. Grünland, Savanne und Regenwald sind CO 2 – Speicher. Der hohe Futtermittelbedarf bedingt Regenwaldabholzung für den Sojaanbau und die Umwandlung von Grünland in Acker. Dadurch entstehen CO 2 – Emissionen, die zusammen mit der Erzeugung von chemisch-synthetischem Stickstoffdünger und Pestiziden den Anteil der Treibhausgase aus der Landwirtschaft am Gesamtausstoß in Deutschland auf rund 30% steigen lassen.

Tierhaltung mit artgerechter Fütterung und Flächenbindung, wie diese z. B. im Ökolandbau vorgeschrieben ist, ist deutlich klimafreundlicher: Ökomilchproduktion spart gegenüber konventioneller beispielsweise 26%, die Produktion von Ökoschweinen 45 % an Treibhausgasen.

Ohne Tiere geht es nicht

Wäre eine tierfreie Landwirtschaft nicht am nachhaltigsten? Nein, sagt Beste, denn nur durch die Tiere können wir Graslandschaften, Savannen oder beispielsweise die Taiga für die menschliche Ernährung nutzen, erläuterte Beste, nur Wiederkäuer könnten Gras in Milch und Fleisch umwandeln. Ohne diesen Beitrag der Tiere zur menschlichen Ernährung müssten die Anbauflächen extrem ausgeweitet werden, zum Nachteil anderer Ökosysteme und Schutzgebiete. Die Frage nach dem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit ohne Mist und Gülle ist ebenfalls bisher ungeklärt.

Bestes Resümee: Klimafreundliche Tierhaltung ist möglich, dafür benötigen wir: Flächenbindung der Tierhaltung, Weidehaltung – soviel und so oft es geht, einheimische Eiweißfuttermittel, viel mehr regionale Verarbeitung und Vermarktung und Verbraucher, die höhere Preise aufgrund von Tier- und Klimaschutz akzeptieren.