Die Agrartour durch Niederbayern starteten Rosi Steinberger und ich im Riedenburger Brauhaus, der Ökobrauerei, die seit 1994 als erste Bayerische Brauerei mit einem ganzheitlichen Ökokonzept auf dem Markt ist. Nach einer Betriebsbesichtigung erläuterte die Brauerfamilie Krieger bei der Bierprobe die Entwicklung des Betriebs. „ Die Riedenburger Brauerei ist ein Vorzeigeprojekt, was regionale Wertschöpfung betrifft“ so Gisela Sengl. Die Rohstoffe würden von den Landwirten in der Region produziert, auch der Absatz erfolge zu einem großen Teil im Umkreis. „Regionale Kultur, Brauchtum und Genuss sind hier aufs engste miteinander verknüpft und vom Erzeuger bis zum Verbraucher können alle Beteiligten profitieren, weil sie fair miteinander umgehen“ fasst Rosi Steinberger zusammen.
Vom stolzen Bauern zum Lohnmäster?
Hans Hohenester erläuterte auf seinem Betrieb, dem Buchenthaler Hof in Altdorf bei Landshut, die aktuellen Probleme der Landwirte. Hohenester, der dem Naturland Verband in Bayern vorsteht, hat im Jahr 1990 die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft in Angriff genommen. Er betreibt Ackerbau, Schweinemast und Forstwirtschaft. „Es besteht die Gefahr, dass die Landwirte vom stolzen Bauern zum Lohnmäster werden“ so Hohenester ernüchtert. Die Entwicklung in der Landwirtschaft ginge in die völlig falsche Richtung, die Politik müsse hier massiv gegenwirken. Der Bauernverband bereite den Weg für die industrielle Landwirtschaft, die kleinbäuerlichen Strukturen müssten gestärkt und gefördert werden, waren sich die Gesprächsteilnehmer einig.
Vom konventionellen Nebenerwerbs- zum Bio-Vollerwerbsbetrieb
Dass man auch mit einem kleinen Betrieb glücklich sein kann, konnten Gisela Sengl und Rosi Steinberger auf dem Bauernhof der Familie Stallhofer in Schönau im Rottal erleben. Die Stallhofers sind einer von 34 Betrieben der Biohennen AG. Durch faire Erzeugerpreise kann die bäuerliche Landwirtschaft erhalten und den Legehennen ein tiergerechtes Leben geboten werden. Stallhofer, der als Nebenerwerbslandwirt Kühe hielt, wollte seinen Betrieb gerade aufgeben, als er auf die Biohennen AG aufmerksam wurde. Er hat auf die Hühnerhaltung umgestellt und ist begeistert vom Konzept. Nun ist er Landwirt im Vollerwerb und freut sich an der Arbeit mit seinen beiden Hühnerherden.
„Besser kann man als Schwein nicht leben“
Auch Ulrich Brunner hat Freude an seinen Tieren. Der Unternehmer hält 36 Schweine auf seinem Grundstück in Schönau, die im Freien auf der Weide leben.“ Symbiotische Landwirtschaft“ nennt sich das Projekt und bedeutet kleine, naturnahe Landbewirtschaftung, bei der sich verschiedene Tierarten den gleichen Lebensraum teilen.
„Besser kann man als Schwein nicht leben“, da sind sich die Besucherinnen einig. Und Ulrich Brunner kann die Nachfrage nicht annähernd decken, obwohl er ganz auf Werbung verzichtet.
„ Der Verbraucher weiß durchaus die Qualität der Waren zu schätzen und legt Wert auf artgerechte Tierhaltung, aber in den meisten Fällen hat er nicht die Auswahl und kann nicht erkennen, wo und wie die Lebensmittel produziert werden“ fasst Gisela Sengl zusammen. „ Wir haben in Bayern noch übersichtliche Strukturen, die wir bewahren wollen. Die wenigen Betriebe, die noch da sind, müssen wir unbedingt erhalten.“ Die Förderpolitik ziele jedoch auf die Fläche ab und wirke dem entgegen, die Grünen würden sich für eine andere Ausrichtung einsetzen. Auch eine ökologische Beratung der Landwirte und die Lehre in den Landwirtschaftsschulen müsse ausgebaut werden.
Bei der Abendveranstaltung im Poshalterstadl konnten die beiden Abgeordneten ihre Eindrücke vom Tag wiedergeben und ihre Position in einer regen Diskussion mit den Gästen erläutern. Für die perfekte musikalische Umrahmung sorgten Annette Petz und Bernadette Heinrich mit ihrem großartigen Volksmusik-Duo „Zechfrei“. Auch das macht Bayern aus!