Marquartstein. „Die Rolling Stones haben heute wohl einen neuen Besucherrekord verhindert“, so begrüßte Ortsverbandssprecher Peter Lloyd augenzwinkernd die – trotz des zeitgleich stattfindenden Konzerts der Altrocker – zahlreichen Besucher der Grünen Diskussionsveranstaltung im Wessner Hof in Marquartstein. Im Rahmen der „Radl-WAHL-Fahrt“ war der Grüne Bundestagstagskandidat Andreas Herden, begleitet von der Traunsteiner Landtagsabgeordneten Gisela Sengl, diesmal im Achental unterwegs.
Bereits am Nachmittag hatten Herden und Sengl gemeinsam mit Mitgliedern des Ortsverbandes in Marquartstein mit Bürgermeister Andreas Scheck über die Ökomodellregion Achental gesprochen. In Schleching wurde der Hof der Demeterbauern Georg und Hilde Stöger besucht und – zurück in Marquartstein – mit Biogaspionier Sepp Moritz das Für und Wider einer Biogasanlage diskutiert.
Herden berichtete im Wessner Hof über prägende Erlebnisse seiner Radl-WAHL-Fahrt durch die Landkreise. Er sei begeistert gewesen, wie die Familie Stöger in Schleching mit ihrem Bio-Bauernhof sich dem ewigen Wachsen oder Weichen entgegengestemmt habe und mit 20 Kühen und 2 Ferienwohnungen ihre Familie ernährten – bei gesicherter Nachfolge: Tochter Verena möchte den Hof übernehmen. Dennoch spürten auch sie zunehmend den Siedlungsdruck und die „Kuhfladenkritik“ verständnisloser Nachbarn. „Gerade als Pfarrer bin ich besonders gefordert, mich für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen und den Dialog und das Miteinander der Menschen zu fördern“, betonte Herden. Deshalb liege ihm neben den überlebenswichtigen „Wenden“, die im Grünen Wahlprogramm zentral sind – Agrarwende, Energiewende, Verkehrswende – eine neue Sozial– und Integrationspolitik besonders am Herzen, getreu seines Mottos „Christlich, sozial, grün“.
Die Grüne Landtagsabgeordnete Gisela Sengl brachte ihre Freude über ein gelungenes Grünes Programm zur Bundestagswahl zum Ausdruck: „In einem kurzen 10-Punkte-Wahlprogramm wird hier der Grüne Lebensentwurf plausibel erklärt“, sagte sie. Für sie selbst sei die großartige Arbeit Sepp Daxenbergers, gerade im bäuerlichen Milieu, Antrieb und Motivation gewesen, auf diesem Weg weiterzumachen. Grüne Politik wolle vor allem der Natur eine Stimme geben und das Bewusstsein und die Wertschätzung für das Handwerk, für Landwirtschaft und Ernährung wieder schärfen.
Dies kam vor allem bei den anwesenden Landwirten gut an, die sich aber über zu viel Bürokratie und zu geringe Verlässlichkeit beklagten. Herrmann Eschenbeck vom Bund Naturschutz wies im Gegenzug auf die akuten Probleme beim Wasser und bei der Biodiversität hin. Weiter zeigten sich die Besucher interessiert an Fragen zur Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Arbeitswelt und an grüner Friedenspolitik – hier forderten die Zuhörer ein Ende von Waffenlieferungen. Diskutiert wurde auch das Thema Asyl und Integration. Hier lautete die grüne Forderung, endlich ein Einwanderungsgesetz zu erlassen. Für gut integrierte Flüchtlinge sei es völlig unzumutbar, dass sie ständig von Abschiebung bedroht seien und oft keine Arbeitserlaubnis erhielten. Dies zeige, dass die CSU-Regierung geradezu daran interessiert sei, dass Integration eben nicht gelinge.
Praktisch als Schlusswort fragte ein Teilnehmer nach einer möglichen Koalition. „Meine Meinung ist: man kann nur in Regierungsverantwortung Veränderungen erreichen“, erklärte Sengl.