Seit ihrer erfolgreichen Volksabstimmung im Sommer 2014, in dem sie sich gegen Pestizide auf ihrem Gemeindegebiet ausgesprochen haben, stehen die Bürger*innen der Südtiroler Gemeinde Mals und ihre Mitstreiter*innen extrem unter Beschuss. Ab dem heutigen Dienstag standen sogar zwei Pestizidgegner in Italien vor Gericht. Karl Bär vom Umweltinstitut München e.V., die mit einer Plakataktion auf den hohen Pestizideinsatz im Südtiroler Obstanbau aufmerksam gemacht hatte, und der Filmemacher Alexander Schiebel (Autor und Regisseur von “Das Wunder von Mals”) waren wegen übler Nachrede angeklagt worden. Ich war schon 2014 und 2018 in Mals (siehe Video) und unterstütze den Kampf für eine giftfreie Landwirtschaft dort auch weiterhin, und war deshalb beim Prozessauftakt in Bozen als parlamentarische Prozessbeobachterin dabei!
Der Südtiroler Landesrat Schuler hatte zuvor zwar angekündigt, seine Anzeige nun doch zurückziehen zu wollen – Anteilnahme und Protest der Zivilgesellschaft waren wohl doch zu groß. Ein entsprechender Antrag ging allerdings noch nicht bei Gericht ein, weshalb der Prozessauftakt am 15.9.20 stattfand. Zwar ist die Sehnsucht von Schuler, Südtirol als heile Welt erscheinen zu lassen, verständlich. Doch wenn Pestizide nicht nur Gesundheit und Umwelt gefährden, sondern auch die Meinungsfreiheit, ist eine Grenze überschritten. Angesichts der Pestizidmengen im Obstanbau führt jetzt ohnehin kein Weg an einer ehrlichen Debatte vorbei, darüber, wie sich Südtirols Obstanbau verändern muss, um für Menschen, Touristen und Umwelt eine pestizidfreie Zukunft zu ermöglichen. Deshalb war für mich der heutige Tag doch ein Riesenerfolg für die dringend notwendige Ökologisierung der Landwirtschaft!
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