Bischofswiesen – Ramsau. (al) Das alpine Gelände des südlichen BGL ist nicht nur landschaftlich spektakulär, es herrschen auch besondere Bedingungen für die Landwirtschaft. Eine industrialisierte Agrarwirtschaft, oder Ackerbau ist in diesem steilen Gelände undenkbar. Durch die geographischen Gegebenheiten kann das Land den Bauern nur als Weide für Rinder oder Schafe und als Wald für die Holzwirtschaft dienen. Um sich ein klareres Bild von den Besonderheiten und Anforderungen einer solchen Landwirtschaft zu machen, besuchten neulich die Landtagsabgeordnete und agrarpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Gisela Sengl, der Gemeinderat und 3. Bürgermeister von Piding, Kreisratsmitglied und Kreisvorsitzender der Grünen, Dr. Bernhard Zimmer, sowie Georg Linner, Sachverständiger für Landwirtschaft und Mitglied in der Kreisvorstandschaft der Grünen, zwei Almbauernhöfe in Bischofswiesen und der Ramsau. Auf die Höfe der BDM Mitglieder aufmerksam gemacht worden waren die Grünen von den stellvertretenden Kreisvorsitzenden des BDM im BGL, Albert und Liesi Aschauer, die bei den Besuchen mit von der Partie waren.
Auf beiden dieser Höfe genügen die Einkünfte, wegen der niedrigen Erlöse aus der Milchwirtschaft, nicht um die Höfe am Leben zu erhalten. Deshalb sind in ebenfalls beiden Fällen Nebenerwerbstätigkeiten nötig. Zudem müssen die Einkommen durch Zimmervermietungen an Touristen aufgebessert werden um die Weiterführung der Höfe auch für die Nachfolgegenerationen attraktiver zu machen. Dies allein zeige schon, wie sehr die Milchwirtschaft, bei den Bauern generell und insbesondere im Falle der Bergbauern, unter den niedrigen Milchpreisen leide, fassten die Grünen und die BDMler ihre abschließenden Meinungen nach den Besuchen zusammen.
Auf dem ersten der Höfe, dem von Franz Moderegger, seiner Frau Barbara und Sohn Franz bewirtschafteten Hochbichllehen im Gemeindegebiet von Bischofswiesen, sind die Modereggers gerade dabei den Anbindestall für ihre 13 bis 15 Kühe und 20 Stück Jungvieh der Fleckviehrasse durch einen Laufstall zu ersetzen. Natürlich sind die Kosten dafür enorm und wären, bei den gegenwärtigen niedrigen Milchpreisen, ohne viele Eigenleistungen beim Bau nicht zu schultern. Im neuen, sehr schön gestalteten Stall, erhoffen sich die Modereggers durch den Melkstand eine Arbeitserleichterung und die Rinder werden ihre größere Bewegungsfreiheit sicher auch genießen. Wie die drei Modereggers sehr glaubhaft für die Grünen und ihre BDM Kollegen darlegten, wären die Investitionen in den Stallbau durch einen fairen, kostendeckenden Milchpreis viel weniger riskant, wobei das Risiko weiter vermindert werden könnte mit einer zukunftssicheren Preisgestaltung. Dies würde sicher erleichtert und läge im Bereich des Möglichen, gäbe es eine Milchmengenregelung, wie sie seit Jahren vom BDM gefordert wird, meinten sowohl die Bauern als auch ihre Besucher.
Auf dem zweiten der Höfe, dem Lacklehen in der Ramsau, halten die Betreiber, Josef und Agnes Wegscheider, zusammen mit Sohn Josef und seiner Frau Johanna acht bis zehn Pinzgauer Kühe und etwa zehn Stück Jungvieh derselben Rasse. Die Wegscheider haben ihren Anbindestall schon durch einen neuen Laufstall ersetzt. Auch hier standen das Tierwohl und die Erleichterung der Arbeit durch einen Melkstand im Vordergrund für die Veränderung. In den nächsten Tagen werden die Kühe zuerst auf die Kallbrunnalm getrieben von dort werden sie nach einigen Wochen auf die Halsalm wechseln, wo das Jungvieh schon jetzt ist. Bäuerin Agnes und ihre Schwiegertochter Johanna zeigten sich zumindest verwundert über die Praxis von Molkereien aus dem Voralpenland, echte Bergbauernmilch, wie die ihre, mit Milch aus eben diesem Voralpenland zu vermengen und diese Milch dann immer noch als Bergbauernmilch anbieten zu dürfen.
Sowohl die Vertreter der Grünen, als auch die BDMler waren nach ihrem Besuch nicht nur von der herrlichen Lage der Höfe beeindruckt, sondern auch von den speziellen Anforderungen und Bedürfnissen, die das Wirtschaften auf den Bergbauernhöfen mit sich bringt. Kein Wunder, meinten sie unisono, die Bergbauern möchten für die besonderen Anstrengungen, die dadurch entstehen auch entsprechend gewürdigt und belohnt werden. Das sei durchaus verständlich, beteuerten die Besucher. Insbesondere die Grünen meinten diese Landwirtschaft verdeutliche auch den Wert der kleinstrukturierten, bäuerlichen Form der regionalen Versorgung mit Milch und Milchprodukten, denn schon die Bewirtschaftung der Wiesen und Almen und der Transport unterliege völlig anderen Bedingungen als sie im Flachland zu finden seien.
Beide Familien auf den besuchten Höfen beteuerten auch, ihre Bemühungen seien in erster Linie nicht nach kommerziellem Erfolg ausgerichtet, sondern vom Willen und dem Ehrgeiz bestimmt eine Tradition und Kultur fortzuführen, die sie als sehr erhaltenswert betrachten. Natürlich spiele dabei aber auch ein zumindest kostendeckender Preis für ihre Produkte eine wichtige Rolle. Das tun sicher nicht nur die Bauern, sondern auch die Grünen Politiker und die BDMler, besonders nach diesen Besuchen.
Bildtexte: #. 34: Diese offensichtlich herrliche Aussicht konnten die Besucher von den Grünen und dem BDM vom Hof von Franz und Barbara Moderegger aus genießen; v. l.: Albert Aschauer, Georg Linner, Dr. Bernhard Zimmer, Gisela Sengl, Barbara Moderegger, Franz Moderegger, Liesi Aschauer und Sengls Praktikantin aus Kirgisistan.
#. 64: Die Besucher im Stall auf dem Lacklehen Hof der Wegscheider; v. l.: Albert Aschauer, Gisela Sengl, Dr. Bernhard Zimmer, Jungbäuerin Johanna Wegscheider und Liesi Aschauer.
#. 71: Dieses Bild veranschaulicht mit welchen mit welchen Hanglagen die Bergbauern bei ihrer Arbeit konfrontiert sind. Industrielle Landwirtschaft wäre in diesem Gelände unmöglich.
#. 77: Jungbäuerin Johanna Wegscheider zeigte den Besuchern ein Buch über den Lacklehen Hof; v. l.: Albert Aschauer, Johanna Wegscheider, Gisela Sengl, Georg Linner und Dr. Bernhard Zimmer.
Mit freundlicher Genehmigung von Alois Albrecht