Mal wieder über den bayerischen Tellerrand hinausschauen – das ist das Ziel meiner agrarpolitischen Reise nach Sachsen und Brandenburg. Wo liegen die Unterschiede, wo können wir voneinander lernen? Und was ist eigentlich aus den ehemaligen LPGs geworden? Im Fall vom Demeter-Hof Mahlitzsch: etwas sehr Gutes! Vor 25 Jahren haben drei Familien die Bewirtschaftung übernommen. Es ist toll zu sehen, wie vielfältig sie sowohl die Produktion (Hühner, Kühe, Acker- und Gemüsebau: seit neuestem auch Weintrauben), die Verarbeitung (es wird Brot gebacken und es gibt sogar eine eigene Molkerei am Hof) und die Vermarktung (Hofladen, Bio-Kiste…) aufgestellt haben. Die 400 Hektar werden nach Demeter-Richtlinien bewirtschaftet, das zeigt: nicht die Betriebsgröße ist entscheidend, sondern die Art und Weise. Mittlerweile arbeiten 50 Menschen mit am Hof, ganz viele junge Menschen sind dabei, man spürt die Begeisterung für das, was sie tun, hier überall. So soll, so kann Landwirtschaft sein!
Weiter ging es bis fast an die polnische Grenze, zum Gut Neu Sacro. Das Gut hat eine lange Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert reicht. Seit 1945 wurde es als volkseigenes Gut geführt; heute wird Regionalität wieder groß geschrieben. Das Gut selbst ist heute ein Erlebnishof; dazu gehört die Vermarktung eigener Erzeugnisse im Hofladen und in der Gastronomie. Bernd Starick von der Bauern AG Neißetal hat uns auch ein besonderes Projekt gezeigt: Auf den wiederverfüllten Tagebauflächen wird Hirse angebaut, die sich gut für trockene Standorte eignet. Danke für die interessanten Einblicke!
Nächster Stopp: Brandenburg! Auf Gut Hirschaue leben die Tiere – Damwild, Rotwild, freilaufende Schweine und Schafe – das ganze Jahr im Freien. Auf weiteren 400 Hektar wird das Bio-Futter für die Tiere angebaut. Durch Weideschuss wird den Tieren der Stress durch Verladen und Transport erspart.Henrik Staar hat die agrarpolitische Sprecherin der brandenburgischen Grünen, Isabell Hiekel, und mich über den Betrieb geführt. Die Familie Staar hat aus der ehemaligen LPG, bei der der Vater selbst noch gearbeitet hat, wirklich etwas Großartiges aufgebaut! Mittlerweile haben die Söhne das Ruder übernommen; einer sogar als Fleischermeister, um die Zerlegung und Verarbeitung auch gleich in der hofeigenen Fleischerei durchführen zu können. Das Fleisch und die Wurst gibt’s dann auf Wochenmärkten, in Bioläden oder direkt nach Hause in der „Fleischkiste“ – eine tolle Idee für die Direktvermarktung!