Wenn an einem normalen Montagabend über 60 Bürgerinnen und Bürger der Einladung zum Bürgerstammtisch folgen, dann zeigt das: das Redebedürfnis ist enorm. So geschehen in Truchtlaching in der Pizzeria Ciao Ciao, in der Landtagsabgeordnete Gisela Sengl zum „Red’ma moi“ aufforderte. Auch Bürgermeister Bernd Ruth und Mitglieder des Gemeinderats waren der Einladung gefolgt.
Gisela Sengl berichtete zur Einführung über ihre Arbeit im Landtag und über ihre Beteiligung und positiven Erfahrungen beim Runden Tisch zum Thema Volksbegehren. Danach ging es gleich zur Sache. Die Themen, die den Menschen in der Gemeinde Seeon-Seebruck auf der Seele liegen, sind vielfältig – angefangen natürlich beim Brücken-Thema, das nach wie vor hohe Wellen schlägt. Der Gemeinderat, so konstatierten Erster Bürgermeister Ruth und Zweite Bürgermeisterin Martha Gruber, die sich beide auch unter den Gästen befanden, hatten der Prüfung der umstrittenen C1-Variante nur deshalb zugestimmt, weil Vorschläge des Straßenbauamtes zum Brückenneubau nicht akzeptabel waren. „Seebruck braucht keine Brücke für 40 Tonnen“, entgegnete Sengl einmal mehr. „Ein Brückenneubau am Bestand, etwas breiter mit Geh- und Radweg, das muss möglich sein!“ Dazu müsse vor allem die Maut verändert werden, forderte Besucher Herr Riep. „LKWs sollen Maut auf Staatsstraßen zahlen müssen und nicht auf Bundesstraßen und Autobahnen, nur so bekommt man den LKW-Verkehr dahin, wo er hingehört!“
Verkehr und Flächenverbrauch belasten Gemeinde
Ein Bürger kritisierte das „Kirchturmdenken“ im Gemeinderat: einige Gemeinderäte interessierten sich nur für Lösungen in ihrem jeweiligen Ort. Dabei tangierten gerade die Themen Alzbrücke und Kiesabbau eben nicht nur die örtlich betroffenen Gemeindeteile, sondern den gesamten Gemeindeverbund: „Das Brückenproblem von Seebruck belastet die Truchtlachinger wegen des Ausweichverkehrs, der Kiesabbau in Seeon belastet durch den zunehmenden Verkehr und Abtransport des Kieses auch Seebruck und Truchtlaching.“ Hier müssten die Gemeinderäte mehr an einem Strang ziehen.
Zum Thema Kiesabbau gab es weitere Wortmeldungen: „Ich wünsche mir eine Neuauflage des Volksbegehrens Flächenfraß“, so ein Bürger. „Beim Kiesabbau ist auch die reduzierte Fläche von 27 Hektar ist noch zu viel für die Gemeinde.“ Bürgermeister Ruth betonte, die Ausweisung einer Konzentrationszone sei die einzige Möglichkeit der Steuerung, da der Kiesabbau nach Baugesetz ein privilegiertes Vorhaben sei, was auch ohne gemeindliches Einvernehmen genehmigt werden könne. „Die Gemeinde sollte hier dennoch den Standpunkt vertreten, dass sie keine Ausweitung des Kiesabbaus will“, forderte Landtagsabgeordnete Sengl.
Schlagabtausch über das Volksbegehren
Zur Sprache kamen auch der Öffentliche Personennahverkehr im Landkreis, dessen Taktung sowie Preisgestaltung für Schülerinnen und Schüler kritisiert wurde. Hier hatten die Bürgerinnen und Bürger viele konstruktive Idee, wie zum Beispiel den Einsatz kleinerer Bussen in den Nebenverkehrszeiten. Auch das Thema Lichtverschmutzung kam zur Sprache. Die Gemeinden werden durch das Volksbegehren aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, erklärte Sengl. „ Es gibt Bewegungsmelder, es gibt sehr insektenfreundliche neue LED-Technik oder Abschaltung der Beleuchtung in Nebenstraßen zwischen ein und fünf Uhr in der Nacht“, so die Vorschläge der Anwesenden. Kurz vor Schluss nahm die Diskussion noch einmal richtig Fahrt auf: die vielen Bauern unter den Gästen machten ihrem Ärger über das Volksbegehren Artenvielfalt Luft. Nach einem heftigen Schlagabtausch zwischen Befürwortern und Gegnern brachte ein Bürger die Diskussion auf den Punkt: „Einfach mal was anderes wählen, schließlich haben euch die schwarzen Brüder die letzten Jahrzehnte auch nicht geholfen.“ Sengl fasste den Abend, der damit zu später Stunde endete, entsprechend zusammen: „Hauptsache, man redet und diskutiert konstruktiv miteinander! Und ich freue mich schon auf die Aufstellung einer Grünen Liste in der Gemeinde Seen-Seebruck!“