Die Krise am Milchmarkt – sie ist da. Viele Milchbauern in Bayern kämpfen mit neuen Niedrigpreisen, besonders seit dem Ende der Quote. Die bäuerliche Milchviehhaltung, die zentraler Bestandteil der bäuerlichen Landwirtschaft in Bayern ist, ist stark in ihrer Existenz bedroht: bereits vor dem Wegfall der Quote zum 1. April 2015 ist der Weltmarktpreis für Milchprodukte stark gesunken; seit Beginn des Jahres 2014 hat er sich nahezu halbiert. Derzeit liegt der durchschnittliche Auszahlungspreis in Bayern konventionell bei 29 Cent; unsere 36.000 bayerischen Milchviehbetriebe, die 48% der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Bayern ausmachen, können damit nicht mehr kostendeckend arbeiten.
Diese Entwicklung war absehbar. Umso unverständlicher, dass sich der Bauernverband weiterhin zum Weltmarkt hin orientiert – und damit wissentlich die meisten unserer Betriebe ins Aus schickt. Immerhin hat endlich auch CSU-Agrarminister Brunner – im Gegensatz zu seinem Kollegen im Bundesministerium – die Brisanz der Milchkrise erkannt. Aber seine Vorschläge zielen bisher nur auf die EU ab und das ist uns angesichts der Krise zu billig.
Die Politik ist in der Pflicht, dringend Instrumente zur Krisenintervention zu schaffen. Wir fordern eine deutsche Agrarministerrunde, um die Milchkrise zu beenden. Dazu muss die Macht der Großkonzerne für Lebensmittel gebrochen und Wege gefunden werden, die Milchmenge zu reduzieren. Hier ist in Bayern die staatliche Beratung an den Ämtern für Landwirtschaft gefordert. Und es müssen entsprechende Vermarktungsstrukturen, wie regionale Molkereien und Käsereien, unterstützt werden. Zusätzlich braucht es Kriseninterventionsinstrumente für Milchbauern: Verbessertes Frühwarnsystem, höhere Interventionspreise, mit denen die Kommission den Markt temporär entlasten kann.
Ein weiterer Weg für die bayerischen Milchbauern ist die Umstellung auf Biomilch. Der Auszahlungspreis für Biomilch liegt derzeit mit durchschnittlich 47,29 Cent (Stand Februar 2015) auf historisch höchstem Niveau, denn die Nachfrage nach Biomilch steigt immer weiter an – die Verbraucher haben längst begriffen, wovor Politik und Agrarlobby noch immer die Augen verschließen. Die bayerische Landwirtschaft kann aber nur 68 Prozent dieses heimischen Bedarfs decken, weshalb Biomilch aus Österreich und Dänemark importiert werden muss. Auf der anderen Seite exportieren wir den Großteil der konventionellen Milch – das ist ökologisch und betriebswirtschaftlich völliger Unsinn.
Insbesondere, weil aus betriebswirtschaftlicher Sicht gerade die bayerische Betriebsstruktur besonders geeignet für die Produktion von Biomilch ist. Dazu kommt noch der Mehrwert, den diese Art der bayerischen Milcherzeugung bietet: grasende Kühe auf der Weide, gentechnikfreie Fütterung – das ist nicht nur ein Schritt zum Erhalt unserer Kulturlandschaft, sondern ist auch für unseren Tourismus wichtig. Ich sehe in der Umstellung auf Bio für die bayerischen Milchbauern eine große Chance – vielleicht ihre einzige.