Mit freundlicher Genehmigung von Alois Albrecht
Saaldorf. (al) Die Zeiten sind nicht leicht für die Milchbauern. Trotzdem lassen es sich die BDM Bäuerinnen der Kreise BGL und Traunstein nicht nehmen, einen fröhlichen Vormittag, bei einem exzellenten späten Frühstück, oder frühen Mittagessen, miteinander zu verbringen. Ein ausgezeichneter „Brunch“, wie die Kombination des „Breakfast“ und „Lunch“ aus dem Englischen, für Frühstück und Mittagessen, bezeichnet wird, war für die Bäuerinnen auf dem Huber-Hof in Berg bei Saaldorf vorbereitet worden. Dazu gab Alois Lohwieser auf seinem Akkordeon auch noch gute musikalische Begleitung.
Das gute Essen war aber nur eine Seite der Zusammenkunft. Es gab auch gute Informationen, denn Maria Mayer, die stellvertretende Kreisvorsitzende des BDM Traunstein, hatte die Landtagsabgeordnete und Agrarpolitische Sprecherin der Grünen, Gisela Sengl, für ein Referat, vor allem über das Volksbegehren; „Rettet die Bienen“, eingeladen. Wie allgemein bekannt wird der sehr erfolgreiche, von fast 1,8 Millionen Menschen unterzeichnete Gesetzesentwurf für den bayerischen Landtag, besonders von den Bauern, kontrovers diskutiert.
Begonnen wurde das Treffen aber von Maria Mayer, die wie immer die Einleitung in netter Versform verfasst hatte. Darin meinte sie, das Volkbegehren gehe Alle an, nicht nur die Bauern und das sollte auch von den Bauern so betrachtet werden. Es sei aber sicher ein Nerv getroffen worden, denn ganz offensichtlich könne es nicht in der bisherigen Weise weitergehen. Vielleicht könne aber durch Dinge wie das Volksbegehren eine Chance für den Planeten entstehen. Wichtig sei es jedenfalls für jeden Einzelnen, durch eine Unterschrift nicht nur sein Gewissen zu beruhigen, sondern auch sichtbare Zeichen zu setzen. Es müsse ein Umdenken stattfinden, denn Tiere seien keine Maschinen und die Ressourcen der Erde seien begrenzt. Auch Reichtum sei nur eine Leihgabe und nichts für die Ewigkeit. Bei allem das wir tun, sollte immer bedacht werden, wir brauchen die Natur, aber die Natur braucht uns nicht. Mit diesem Leitspruch sollte jeder bei sich selbst anfangen.
Gisela Sengl hieb in dieselbe Kerbe in ihrem Referat. Das so erfolgreiche Volksbegehren, sei keinesfalls als Angriff auf die Bauern zu verstehen gewesen. Angestrebt und plakativ klar gemacht werden sollten damit Zusammenhänge, damit es ein Umdenken und Umlenken in Bezug auf unser Aller Handeln gegenüber der Natur und ihrer Wertschätzung geben könne. Unumgänglich seien es die Bauern, die dazu einen großen Beitrag leisten könnten, denn sie bearbeiteten die größten, landwirtschaftlich genutzten Flächen. Es sei aber auch absolut notwendig, die Bauern für ihren Beitrag angemessen zu kompensieren. Natürlich, wie in zahllosen Untersuchungen erwiesen, helfe besonders die Biolandwirtschaft, das jetzt so massiv gestörte Gleichgewicht der Natur wieder ins Lot zu bringen. Aber auch die konventionelle Landwirtschaft könne durch den Verzicht auf Chemikalien, die obendrein das Grundwasser beeinträchtigen können und die Ablehnung einer industrialisierten Bearbeitung ihrer Flächen großen Einfluss haben. Das bringe zudem Vorteile für sie selbst, denn die bisherige Betonung von übermäßiger Produktion und Export sei, zu einem großen Teil, für die niedrigen Erzeugerpreise verantwortlich. Durch höhere Preise für Lebensmittel und Regionalisierung der Erzeugung könne eine größere Wertschätzung für Lebensmittel und dadurch weniger Verschwendung erreicht werden, meinte Sengl. Einen weiteren Vorteil für Bauern könne der Anbau von Lebensmitteln bringen, die jetzt importiert werden, aber auch bei uns wachsen würden. Insbesondere bei Biolebensmitteln sollte darauf geachtet werden, denn lange Transportwege verschlechterten die Ökobilanz erheblich. Jedenfalls müsse es eine Bezahlung für die Erzeuger geben, von der sie und ihre Familien leben und nötige Investitionen machen könnten.
Sengl fand den „Runden Tisch“, den Ministerpräsident Söder, als Folge der Volksbefragung, einberufen hat als grundsätzlich gut. Allerdings müsse dabei auf eine faire Beurteilung der Situation und akzeptable, überprüfbare Resultate geachtet werden. Sengl meinte auch, vor allem die Biobranche, könnte substantiell davon profitieren, wenn Behörden, Schulen und andere öffentliche Einrichtungen in ihren Kantinen und Restaurants regionale und Biolebensmittel servieren würden.
In der dem Referat folgenden Diskussion meinten mehrere die gesamte Problematik müsse von allen Seiten betrachtet und abgewägt werden. Allerdings habe vor allem der BBV sehr zur Kontroverse beigetragen, indem er von Anfang an so vehement seine Ablehnung, jemand bezeichnete es sogar als „Hirnwäsche“, verbreitet habe. Hinsichtlich des BDM meinten mehrere, dies sei die einzige Organisation, die kontinuierlich die Milchbauen ins Gespräch bringe und mit guten Vorschlägen deren besondere Interessen vertrete. Weiters wurde eine ausgeglichenere Ausbildung für Landwirte gefordert, die auch ökologische Aspekte besser berücksichtige und sich nicht auf immer mehr Produktion und industrialisierte Landwirtschaft konzentriere. Dann könnten auch die Vorschläge des Volksbegehrens leichter befolgt werden.
Zum Abschluss gab es noch mehrere lustige Geschichten und Witze, mit denen dem Fasching Genüge getan wurde und musikalische Einlagen von Alois Lohwieser auf seinem Akkordeon, wobei mehrere der Bäuerinnen die Chance wahrnahmen, ein Tänzchen zu wagen. So wurde das Frühstück doch seiner Bezeichnung als „Faschingsfrühstück“ gerecht.
Bildtexte: #. 13: Aufmerksam hörten die Bäuerinnen Gisela Sengl bei ihrem Referat zu.
#. 16: Mit diesen BDM „Milchtropfen“ wurde Gisela Sengl (l.) von Maria Mayer und Liesi Aschauer bedacht.
#. 27: Alois Lohwieser steuerte die gute Musik zum ausgezeichneten Brunch bei.
Fotos: Alois Albrecht