Noch vor einigen Monaten hat die Diskussion um die Unterbringung von Flüchtlingen in Traunstein für großen Wirbel gesorgt. Anwohner wehrten sich dagegen mit dem Argument, mit Flüchtlingen in der Nachbarschaft würden ihre Grundstücke an Wert verlieren. Die Stadt Traunstein hat nun einige Flüchtlinge in einem kleinen Haus untergebracht, das in der Unteren Stadt, also einem weniger solventen Viertel, liegt.
Aber es gibt auch viele Traunsteiner, die empört über die Argumente der Anlieger waren und den Flüchtlingen zeigen wollen, dass sie bei uns willkommen sind.
So haben unter anderem Evangelische und Katholische Kirche gemeinsam ein Café International organisiert, in dem sich Einheimische und Flüchtlinge beim Kaffeetrinken kennenlernen können.
Bei einem dieser Treffen lernte ich zwei Afrikaner kennen, die ich heute zusammen mit Lisa Heimbucher, Grüne Gemeinderätin in Chieming, meiner Tochter Viola und meinem Mann Hans besuchte. Unser Mitbringsel, eine Gemüsekiste, wurde sofort ausgepackt. Als mit dem Kochen begonnen wurde, kamen immer mehr der Bewohnern in der kleinen Küche zusammen. Dass auch wir zum gemeinsamen Essen eingeladen waren, stand völlig außer Frage.
Insgesamt leben 21 Menschen in der Flüchtlingsunterkunft, zwei Familien, zwei Palästineser und acht Afrikaner. Die Afrikaner, junge Männer zwischen 20 und 35, kommen aus Mali und dem Senegal und haben einen langen Fluchtweg hinter sich. Einer ist über Lampedusa nach Europa gekommen. Die Verständigung war etwas schwierig, aber die Härte ihrer Flucht habe ich verstanden. Es sind für uns unglaubliche Schicksale.
Eigentlich wollten wir nur die Gemüsekiste abgeben – und am Ende blieben wir fast vier Stunden. Die unglaubliche Gastfreundlichkeit hat uns sehr beeindruckt, und wir werden diesen Besuch in Zukunft gern regelmäßig wiederholen.
Für mich war dieser Nachmittag eine Bereicherung und hat mir wieder einmal gezeigt, in welchen Überfluss wir hier in Deutschland eigentlich leben und dass es nur rechtens ist, davon etwas abzugeben.