Hier mein Kommentar zum Artikel “Das bedrohte Idyll” am 29.12.14 in der Süddeutschen Zeitung:
Seit Jahren, man kann schon fast sagen seit Jahrzehnten ist das Problem mit dem Waginger See bekannt. Aber keiner traute sich so richtig ran.
Die von Ulrich Kühn angestoßene Petition “Rettet den Waginger See” brachte endlich die Diskussion in die Öffentlichkeit. Leider sahen die wenigsten Bauern dies als Gelegenheit, sich mit der Bevölkerung zusammen für die gemeinsame Heimat einzusetzen. Vielmehr wurden und werden die Probleme geleugnet, und die Ursache – die intensive Landwirtschaft – kleingeredet und verharmlost. Bauern empören sich und behaupten unisono: „Wir können nichts dafür“; der Bauernverband zweifelt ab und zu auch gerne die wissenschaftlichen Daten* an, aus denen sich die empfohlenen Seenschutzmaßnahmen ableiten.
Niemand will den Menschen, die hinter und in der Landwirtschaft stehen, das Leben schwer machen. Aber wenn konventionelle und zunehmend intensive Landwirtschaft zur Gefährdung des Grundwassers führt, muss sich die Art des Wirtschaftens verändern – ebenso wie die Qualität der Produkte und die Solidarität der Verbraucher.
Daß es überhaupt noch so viele Bauernhöfe um den Waginger See gibt, ist auch der Molkerei Bergader zu verdanken. Sie verarbeitet die Milch der Bauernhöfe zu ihrem berühmten Bavaria Blu, den sie weltweit exportiert. Ein Erfolgsschlager, dessen Glanz nichts trüben könnte, wären da nicht die erhöhten Phosphat- und Nitratwerte an der Quelle des Erfolgs.
Wenn sich die Molkerei entschließen könnte, einen Biokäse zu produzieren, für den die Landwirte aus der Umgebung dann entsprechend Biomilch liefern können, wären vielleicht schon einige Probleme gelöst. Und wenn dann der Bauernverband, anstatt polemisch auf der Stelle zu treten, die Verantwortung akzeptieren und lösungsorientiert mitarbeiten würde, wäre allen geholfen: den Touristen, den Bauern, den Verbrauchern.
Touristen wollen einen sauberen See, Bauern nicht mehr die Buhmänner sein und die Verbraucher hätten mit einem Waginger Biokäse endlich ein regionales Produkt in Spitzenqualität.
(* Das INTERREG IV A-Projekt Gewässer-Zukunft 2009 – 2013: Ausgewählte Ergebnisse aus den Einzugsgebieten des Waginger und Tachinger Sees (Bayern) und der Antiesen (Oberösterreich)“, herausgegeben von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Raumberg 38, A-8952 Irdning, März 2013.)